Thörnicher Ritsch

Die Thörnicher Ritsch

Der felsige Bergrücken der Ritsch liegt eingeschlossen zwischen den Taleinschnitten von Salm und Kailbach. Das Kernstück der Thörnicher Ritsch läuft exakt parallel zur Mosel und ist ein typischer Prallhang des Flusses. Die reine Südexposition und eine extreme Hangneigung von siebzig Prozent, sind ihr einmaliges klimatisches Potenzial im Moseltal. Der Riesling aus dieser Lage ist geprägt vom mineralischen Flimmern des blauen Schiefers und bekannt für sein überdurchschnittliches Reifepotenzial.

Die Ritsch - felsig, steil, zerklüftet, ein Monument des Riesling

Fast schon dramatisch erhebt sich die Thörnicher Ritsch über die Mosel. Sie wirkt auf den Betrachter wie ein in den Felsen geschlagener Monolith, mit seinen ganz eigenen bizarren Formationen; urwüchsige kammartige Schieferfelsen, zerklüftete Terrassen, brüchige Trockenmauern und steiniger zerrissener Boden. Die hölzernen Wingertspfähle, an denen sich die Reben seit Jahrhunderten zum Himmel emporstrecken, wirken wie die nebeneinander aufgestellten Lanzen eines längst untergegangenen streitbaren Heeres. Der Name des weltbekannten Weinberges leitet sich vom brüchigen Schiefer der Lage ab. Die Ritsch, ein Berg, so steil, dass der mittelalterliche Volksmund von einer „Steinrutze“ (Steine rutschen oder Steinrutsche) sprach. Im steilen Felsenhang löst sich durch Witterung und Erosion der blättrige und brüchige Schiefer und „rutscht“ hinab ins Tal. Durch den wegbrechenden und abfallenden Felsen konnte in der Ritsch bis vor Kurzem kein Wegebau durchgeführt werden, da die Wege im steilen Gelände abgerutscht wären. Selbst bis in die heutige Zeit erfolgte die Bewirtschaftung noch über uralte Steintreppen und Fußpfade, die schon vor hunderten von Jahren angelegt worden sind. Der historische Weinberg der Thörnicher Ritsch ist bis in die heutige Zeit ein lebendiges Kulturdenkmal geblieben, bis heute werden viele Bereiche des Weinbaues so verrichtet, wie man es schon vor hundert Jahren tat.

Der große Ruhm

Die Thörnicher Ritsch gehörte bis in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg zu den angesehensten Weinbergen der Mosel. So titelte die Zeitschrift „Weinblatt“ schon 1898 „…die Ritsch, ein steiler, Thörnich gegenüber gelegenem Weinberg, ist die beste Lage des Ortes, selbst eine der besten der Mosel.“ Rieslinge aus der Ritsch hatten zu Anfang des 20. Jahrhunderts Kultstatus und waren auf den damaligen Weinkarten um ein Vielfaches teurer als Beispielsweise die Weine aus dem Canzemer Altenberg oder dem Ockfener Geispfad. Selbst die Königshäuser dieser Welt wussten die edlen Tropfen aus der Ritsch zu schätzen und es gehörte zu Zeiten Königin Victorias zum guten Ton, in Adelskreisen ein Gläs´chen Ritsch zu kredenzen. Zu großem internationaler Aufsehen kam die Ritsch im Jahr 1956, als der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer nach Moskau reiste und 20 Flaschen des Jahrganges 1953 an Nikita Chruschtschow übergab und ihm mit diesem Gastgeschenk zur Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen bewegen konnte.

Das Vergessen

Auch wenn die Ritsch eine der ältesten und hochwertigsten Weinbergslagen der Mosel ist, ist sie heute eine der stärksten unterbewerteten Lagen. Der imposante Berg war in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit geraten und stark vom Verfall bedroht. Ihr Schicksal war, dass die 22 Hektar große „Ritsch“, wie sie im Volksmund heißt, aus einem Sammelsurium von Kleinstparzellen bestand. Es gab über 1200 (!!!) einzelne Flurstücke, die teilweise nur wenige Quadratmeter groß waren und mehr als 100 Eigentümer. Der zersplitterte Grundbesitz und die mangelnde Erschließung des Geländes hatten in der Vergangenheit dazu geführt, dass immer mehr Weinbergsparzellen aufgegeben wurden und das Bild einer uralten historischen Weinkulturlandschaft stark beeinträchtigt wurde.

Die Flurbereinigung

Die Thörnicher Ritsch war eine der letzten unberührten Steillagen an der Mosel. Das unwegsame Gelände und die mühsame Bearbeitung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ließen immer mehr Weinbergsparzellen in der Ritsch zu Brachland verwildern. Was schleichend für immer zu verschwinden drohte, wurde durch die Flurbereinigung im Jahr 2016 dem Berg zurückgegeben. Durch die Flurbereinigung wurden die in Kleinstteile „zerstückelten“ Parzellen zu neuen Größen zusammengelegt und als rationell zu bewirtschaftenden Einheiten in neue Besitzverhältnisse geordnet. Zur Erschließung der vielen Terrassen, wurden im Zuge der Flurbereinigung sieben Monorackbahnen erbaut. Diese Einschienen-Zahnradbahnen dienen dazu, die extreme Steigung zu überwinden und die Arbeiten des Winzers zu erleichtern. Gemeinsam mit der Sanierung der vielen Trockenmauern konnte die Bewirtschaftung dieses einmaligen Weinbergareals langfristig sichergestellt werden und die prägende Weinkulturlandschaft erhalten bleiben.