Bis zur Säkularisierung des Kirchenbesitzes durch Napoleon im Jahr 1803 waren die besten Weinbergslagen in Graach weitestgehend in kirchlichem Besitz. Daher war der Zinsertrag der Weinberge aus dem Herzstück der Graacher Gemarkungen für den Domprobst des Trierer Doms bestimmt. So erhielt das ausgewiesene und exklusive Filetstück der Graacher Weinbergslagen, umschlossen vom Graacher Himmelreich aufgrund ihrer überragenden Wertigkeit den hochwürdevollen Namen Graacher Domprobst.
Es ist schon seit Jahrhunderten bekannt, welche Spitzenweine dieser Steilhang hervorbringt. Seit der Verfügung im Jahr 1787 durch den Trierer Bischof, dem alleinigen Vorsteher des kirchlichen Amts des Domprobst, wird aufgrund der Wertigkeit dieser Lage ausschließlich die Rebe Riesling angebaut. Auch in der Königlich-Preußischen Weinlagenklassifikation von 1868 wurde der Graacher Domprobst neben der Wehlener Sonnenuhr, dem Ürziger Würzgarten oder dem Erdener Treppchen in die höchste Bonitätstsufe als Lage für den Anbau der Rieslingrebe ausgewiesen und besteuert.
Die exponierte Lage mitten im Rebenmeer zwischen Bernkastel und Wehlen hat eine Hangneigung von siebzig Prozent und besitzt eine optimale Süd-West Ausrichtung. Obwohl sich der Steilhang von Graach direkt an die Wehlener Sonnenuhr anschließt, besitzt das Kernstück Domprobst einen erheblich tiefgründigeren und kräftigeren Boden. Der hier von Tonmaterialien und von viel Feinerde dominierte blaue Schieferboden hat eine exzellente Balance von Trockenheit und Feuchtigkeit und ermöglicht es, sehr würzige und kraftvolle Spitzenweine von feinster Struktur und geschliffener Mineralität zu erzeugen. Der Riesling aus dem Graacher Domprobst zeigt sich stets facettenreich gegliedert, wirkt komplex in seiner Aromatik und hebt sich durch seine kräutrige-erdige Anklänge von den umliegenden Lagen deutlich ab. Die Weine überzeugen durch einen ungewöhnlichen Reifecharakter, ohne dabei unangenehme Alterungsnoten zu zeigen.