Geradezu entzückend sind die Kabinettstücke! Wieder ganz vorne das Treppchen Fass -6-, mit einer fantastischen Säure von 10 Promille. Das klirrt im Glas und zieht wunderbar frisch am Gaumen vorbei. Das Kabinett aus dem Würzgarten wurde durch strengste Selektion im Kernstück des Würzgartens aus wurzelechten Reben gewonnen. Es zeigt sich etwas wärmer als das Treppchen , wirkt aber konzentrierter mit ein bisschen mehr an Frucht, um genau zu sein, rote Frucht(!). Das Juffer Kabinett stammt aus einer ganz kleinen Parzelle im oberen Teil des Brauneberger Berges. Hier ist der Boden tiefgründiger und der Schiefer mit Lehm durchsetzt. Diese Bodenstruktur und die höhere, kühlere Lage verleihen dem „Kabi“ seine verspielte Leichtigkeit und Klarheit. Leider gibt es von diesem Wein nur gerade mal 600 Flaschen. Aber lieber wenig und dafür TOP als viel und Flop…
Bei den Spätlesen dreht Hermann dann richtig auf. Herzlei war wohl nie so edel wie im Jahrgang 2021. Eine kühle Majestät, unglaublich zart fließend mit einer idealtypischen Säure. Die Spätlese aus dem Treppchen bringt das ganze Terroir ins Glas, sprich feinste Schieferwürze mit mineralisch gefärbter Säurestruktur. Die balsamische Spätlese aus dem Würzgarten erinnert mit ihrer Art ein wenig an die Ruwer, viel rote Frucht und schwarze Beeren, einfach hinreißend in ihrem Spiel! Prälat, wie immer ganz eigenständig in seiner Aromatik, aber so durchtrieben leicht, dass es schier eine Freude ist, ein Wein für den Riesling Olymp! Wehlener Sonnenuhr? Ja die Wehlener Sonnenuhr gab es schon letztes Jahr als Kabinett, aber was Christian Hermann dieses Jahr als Spätlese vinifiziert hat, da bleibt einem ja die Spucke weg. Zug, Mineralität, Komplexität und Spannung, subtil und groß, nein stimmt nicht, riesengroß, was für ein Wein. 2021 war definitiv ein Jahr der Wehlener Sonnenuhr.
Und die Highlights sind und bleiben natürlich die Trockenbeerenauslesen aus dem Erdener Treppchen und dem Erdener Prälat. Bei diesem Prädikat macht dem Hermann niemand so leicht was vor. Das ist seine Königsdiziplin! Es war das Privileg der Top Lagen, und vor allem auch ein umsichtiger Umgang mit dem Pflanzenschutz, der eine Selektion von edelfaulen Beeren überhaupt möglich machte.
Und der Punkt auf dem „I“ ist der glockenklare Eiswein aus der Kinheimer Hubertuslay. Im Jahrgang 2021 gab es die besten Voraussetzungen, um sehr gesundes Lesegut für die Erzeugung von hochwertigen Eisweinspezialitäten zu ernten. Die begehrten „tiefgefrorenen“ Trauben wurden am 22.12.2021 um 7 Uhr morgens bei minus 8,5°Celsius bei sehr gesunder Güte vom Stock geholt und dann fix auf der Kelter abgepresst. Ein wahrhaft delikates Konzentrat, fein verwoben, ohne irgendwie dick zu sein. Ein exzellenter Eiswein von makelloser Eleganz und perfekten Sortencharakter. Steht noch ganz am Anfang seiner glänzenden Karriere.