Rückblick – Ende August 2018, 2 Wochen vor der Ernte
Wir waren bereits Ende August 2018 bei Erich und Johannes zu Besuch und konnten uns einen lebhaften und bleibenden Eindruck von der außergewöhnlichen Traubenqualität verschaffen. Ich selber kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal so kerngesunde Riesling Trauben am Weinstock habe ausreifen sehen. Die Beeren schmeckten zuckersüß und aromatisch. Es war das genaue Gegenteil von 2017, wo eine höchst selektive Lese unabdingbar war, da viele Trauben aufgrund von Wetterkapriolen und Schimmeldruck schon am Rebstock verdorben waren. 2018 war alles ganz anders. Bedingt durch die idealen Wetterbedingungen während der Weinlese konnten sehr gesunde Trauben auf dem Optimum Ihrer Reife geerntet werden.

5 Monate später – Ende Januar 2019
Knapp 5 Monate später stehen wir wieder bei den Weber´s auf dem Hof. Nach einer kurzen und wärmenden Begrüßung geht es auch schon flink in den alten und kalten Fuderkeller, wo der 18er Riesling Jahrgang zur Fassprobe ansteht. Eines gleich vorweg, noch nie hatte Erich Weber so viel Stolz und Glanz in seinen Augen, wie in dem Moment wo er Anfing über seinen 2018er Jahrgang zu sprechen. Selbst Johannes war vor Stolz über den 18er Jahrgang so aufgeregt, das er sich nicht entscheiden konnte, mit welchem Fass wir eigentlich beginnen sollten. Und als wir gemeinsam den Keller nach 3 Stunden wieder verließen, hatten wir einen ganz ähnlichen Glanz in den Augen. Denn solche Qualitäten wie aus 2018 gab es so noch nicht bei den Weber´s.
Was lange gärt wird gut
Eine detaillierte sensorische Bestandsaufnahme der Fassweine wie bei der Hofgut Falkenstein Jahresprobe 2017 ist Ende Januar so noch nicht möglich. Viele der Moste sind noch am gären, und so wäre es recht wagemutig, einen trockenen Riesling der jetzt noch mit 35 gr. Restzucker in der Gärung hängt, geschmacklich trocken zu beurteilen. Man kann jedoch schon eindeutig etwas über den zu erwartenden Charakter der einzelnen Fuder schreiben. Allgemein für den Jahrgang sind Aromen von Quitte, Ingwer und Veilchen. Weiße Blüten und wilde Kräuter ergänzen den Eindruck bei dem einen oder anderen Fuder.
Fassprobe Hofgut Falkenstein 2018
Herrenberg Kabinett trocken (?):
Egon AP 19: vibrierend, sternenklar, ein Tänzer
Schilly AP 21: floral, karg, puristisch
Mutter Anna AP 1: reif, warm, erdiger Charakter
Sonnenberg Spätlese trocken (?):
Munny AP 9: gelbfruchtig, blank, grazil
Herrenberg Kabinett feinherb:
Fuder Kleiner Herbert AP ?: reduktiv, Hefe, komplett verschlossen
Fuder Kaselshaidchen AP 15: Zitrusfrucht, hat Rasse
Altenberg Kabinett trocken:
Fuder Altenberg Weiher AP ?: mineralisch-karg, ein harter Hund
Altenberg Spätlese trocken:
Fuder Altenberg AP ?: salzig, steinig, mundwässernd
Herrenberg Spätlese feinherb:
Fuder Meyer Nepal AP 11: sternenklar, weiße Blüten, Kräuter
Fuder Deutschen/Herbert AP 23: hochkonzentriert, fruchtig-tropisch, Saft ohne Ende
Fuder Zuckerberg AP ?: feinste Blume, schlank und rassig
Fuder Deutschen AP ?: schwarzer Tee, grazil
Onkel Peter/Kleiner Klaus AP 4: tanzt auf der Säure, federleicht
Palm AP 3: Kräuterwürze, fast zärtlich
A-Stamm AP 22: gelb, reif, kompakt
Kleinschock Kabinett:
Fuder Kleinschock AP 20: rein und fein, kühler als Euchariusberger
Euchariusberg Kruschock (Großschock) Kabinett:
Fuder Kugel Peter/Kleinschock AP ?: reif und saftig, zartes Säurespiel
Fuder Gisela AP 8: elektrisch-vibrierend, hell
Fuder Peter/Gisela/Mammen AP ?: blumig, floral, elegant
Euchariusberg Kruschock (Großschock) Spätlese:
Fuder Klaus Lang AP 6: zart, seidig, schwebend
Fuder Förster/Ternes AP 14: reife Gelbfrucht, fokussiert
Fuder Ternes/Mammen AP ?: viel Saft
Oberschäfershaus Spätlese:
Fuder Lorenz/Manni AP 18: Mandarine, fruchtige reife Säure, ausbalanciert – my Love!
Euchariusberg Kruschock (Großschock) Auslese:
Fuder Großschock Kupp AP 5: schlank und transparent, animierender Stil
Sweet love Falkenstein
Ganz groß dieses Jahr sind die fruchtig süßen Riesling Weine. Mehrere Wochen Sommerhitze haben dazu geführt, dass die Trauben besonders viel Süße und Aroma entwickeln konnten. Die Fassproben haben trotz der höheren Zuckergehalte in 2018 überraschender Weise recht kräftige Säurewerte, was besonders beim restsüßen Riesling ideal ist um spannende, fokussierte Weine zu produzieren. So strahlen die Kabinette hier sternenklar, sind druckvoll und extrem trinkig! Die Spätlesen sind sehr edel und von glasklarer bestechender Frucht, mit einer wundervoll animierenden Säurestruktur! Die Auslese vom Euchariusberg setzt auch dieses Jahre wieder Maßstäbe mit ihrem herrlichen Duft nach Aprikose, Zitrus und Pfirsich. Am Gaumen saftig-frisch und trotz ihrer reichen Aromendichte schwerelos leicht! Chapeau!
...wird es denn trocken?
Ob die trockenen Weine noch durch gären, wird die Zeit bzw. die Hefen zeigen. Denn die natürlichen Hefen, die für die Spontangärung notwendig sind, hatten aufgrund der sommerlichen Trockenheit und der mangelnden Feuchtigkeit ein Vermehrungsdefizit. Sie besitzen nicht ganz die Power, die notwendig ist, einen Weinmost ganz durch zu gären. Es ist sehr wahrscheinlich, das viele Fuderfässer in ihrer Gärung hängen bleiben und die Weine „weingesetzlich“ nicht trocken werden. Aber egal ob trocken oder nicht ganz trocken schmeckend, aller größtes Trinkvergnügen versprechen die Weine von Erich und Johannes alle Male.