1921 – Hundert Jahre zuvor
An der Mosel und ihren beiden kleinen Schwesternflüssen Saar und Ruwer gilt der Jahrgang 1921 bis heute als der größte des 20. Jahrhunderts und einer der größten Jahrgänge überhaupt. „...das Beste vom Besten, hochedel, kräftig, fein und blumig...“ liest es sich in der Moselweinchronik von F.Meyer. Der Zeitzeuge Meyer benennt auch die wetterbedingten Umstände: „Heißer Sommer, Bäche und Flüsse trockneten aus, dass sich die Flusssteine zeigten und die Mosel mit Fuhrwerken passiert werden konnte, kleine Kinder konnten quer durch die Mosel waten. Im Herbst saßen zu hunderten die Bienen auf den honigsüßen, goldgelben Trauben.“ Durch den hohen Zuckergehalt in den Beeren, blieb der Traubenmost in der Gärung hängen. Erstmals gab es Riesling mit natürlicher fruchtiger Süße. Es war die Geburtsstunde eines neuen Weinstils, der buchstäblich mit Gold aufgewogen wurde.
2021 – Ein schwieriges Jahr
So war die Hoffnung vieler Winzer, dass sich hundert Jahre später diese Geschichte wiederholen würde. Doch leider kam es ganz anders. 2021 war ein schwieriges Jahr. Es war viel zu nass und dabei niemals kalt, heißt umgekehrt ausgedrückt, feucht-warm. Das fast subtropische Klima war ein idealer Nährboden für die Ausbreitung von Pilzkrankheiten, allen voran der falsche Mehltau: die Peronospora. Der Pilzbefall durch falschen Mehltau verursacht im Weinbau enorme wirtschaftliche Schäden, vor allem bei so idealen Wachstumsbedingungen wie 2021. Die Arbeiten gegen Pilzbefall wurden zum Vollzeitjob, vor allem die biologisch arbeitenden Betriebe standen beim Pflanzenschutz vor einer kaum zu bewältigender Herausforderung.
Kleine Erntemengen
Durch ihren enormen Arbeitsaufwand und einer negativen Vorlese der Trauben, ist es vielen Winzern dennoch gelungen, gesunde und ausgereifte Trauben in den Herbst zu retten. Erst die Monate September und Oktober schenkten den Trauben dann die lang ersehnte Sonne und längere Phasen der Trockenheit. Die kühlen Nächte im Herbst sorgten dafür, dass die Reifeentwicklung der Trauben nur langsam voranschritt. Davon profitierte der spät reifende Riesling und konnte nun seine ganze Stärke ausspielen. Die Traubenlese begann dieses Jahr erst Mitte Oktober und zog sich bei einigen Weingütern sogar bis Mitte November hinein, so wie es vor dreißig bis fünfzig Jahren eigentlich üblich war. Von dieser späten Lese profitierten vor allem die „Alten“ Spitzensteillagen mit südlicher Ausrichtung in denen es in den vergangenen Jahren viel zu heiß und trocken war. Die zum Teil enormen Unterschiede hinsichtlich des Ertrages und Ausreifung zwischen den verschiedenen Weinbergen und Regionen ist aber für das Jahr 2021 besonders charakteristisch. Die Bandbreite reicht von guter „Ausbeute“ bis zum fast totalen Ausfall der Ernte.
Ein Jahr des Kabinetts
Das durchschnittliche Mostgewicht beim Riesling lag Pi mal Daumen bei 80 Grad Öchsel, nur in einigen wenigen Lagen erreichte der Riesling eine Zuckereinlagerung von 90 Grad Öchsel oder mehr. So haben die meisten Winzer überwiegend Trauben für Qualitätswein oder das Prädikat Riesling Kabinett geerntet. Höhere Prädikatstufen gären in wenigen Kellern, und wenn, ist die Menge schwindend gering. Die Selektion von edelfaulen Trauben wurde den wenigsten vergönnt. Es gibt edelsüße Gewächse aber nur in homöopathischen Mengen. Durch einen knackigen Frosteinbruch kurz vor den Weihnachtsfeiertagen, war dieses Jahr eine Lese von Eiswein „möglich“.
Ein versöhnliches Ende
Der Jahrgang erinnert geschmacklich eher an frühere Jahrzehnte. Waren die letzten Jahre von Hitze und Trockenheit geprägt, war der Jahrgang 2021 ein kühler und nasser Jahrgang. Wir werden beschenkt mit leichtfüßigen, feinstrahligen Riesling Weinen mit bestechendem Säurenerv und einer saftig- aromatischen Textur. Es ist urtypischer Riesling Moselwein mit geringem Alkoholgehalt und hohen Reifepotenzial. Freut Euch!