Januar/Februar
Der neue Jahrgang beginnt im Januar, ganz klar! In der kalten Jahreszeit, Ende Januar, Anfang Februar, wenn der Winter sich noch mit grimmiger Kälte zeigt und die Natur noch Winterschlaf hält, beginnen für den Weinbauern schon die ersten Arbeiten im Weinberg. Nach dem ersten Frost haben die Reben ihren Saft aus den Trieben in den Stamm zurückgeführt. Jetzt kann der Winzer, wenn die Temperaturen etwas milder geworden sind, mit der wichtigsten Arbeit beginnen, dem Rebschnitt. An der Grundrebe, dem Rebstock, wird mit viel Erfahrung und guten Augenmaß eine bleibende Fruchtrute ausgewählt, dass andere vorjährige Holz, das im Sommer die Trauben und das Laub getragen hat, wird von Hand geschnitten, zerkleinert und im Weinberg unter gemulcht. Bei einer zum Beispiel durchschnittlichen Rebstockdichte von 125.000 Weinstöcken, ist ein Winzer gut sechs Wochen damit beschäftigt. Ganz wichtig bei dieser schweißtreibenden Arbeit in klirrender Kälte… auf seine eigenen Finger aufpassen. Durch einen gekonnten Rebschnitt wird eine bestmögliche Qualität der Trauben gewährleistet. Ein ungeschnittener Stock bringt im Herbst nur wenige kleine Beeren von geringer Qualität hervor.
März/April
Der nächste wichtige Arbeitsschritt im Zyklus der Jahreszeiten ist das „Biegen“ und „Binden“ der Reben. Ein Blick in den Kalender zeigt, der März neigt sich seinem Ende zu. Die Temperaturen werden deutlich milder und die Natur erwacht jetzt so langsam aus ihrem dunklen kalten Schlaf. Am Rebstock selbst, kann man jetzt ein ganz besonderes Schauspiel beobachten: Die Rebe „blutet Tränen“. Als Folge des Rebschnitts, schwillt an den Schnittstellen, durch die zunehmende Wärme im Frühjahr, der Pflanzensaft aus. Die milde Witterung und die ansteigende Luftfeuchtigkeit ermöglichen es dem Winzer die Fruchtrute(n) nach unten zu biegen und sie zu binden. Die Rebe wird jetzt buchstäblich in „Form“ gebracht, so kann der neue Trieb geordnet wachsen. Vorzugsweise wird das Biegen und Binden der Rute(n) bei Nieselregen oder bei hoher Luftfeuchtigkeit erledigt, um ein ungewolltes „Brechen“ der Fruchtrute zu verhindern. Nasses Holz ist biegsam, trockenes nicht. Mit dem Binden der Fruchtrute(n) stellt der Winzer das Grundgerüst der Rebe und beeinflusst hierdurch maßgeblich, wie reichhaltig der Rebstock im Herbst Trauben tragen wird. Je mehr Haupttriebe gebunden werden umso höher fällt der Ertrag aus, je höher der Ertrag, umso geringer die Qualität. Wer auf Klasse statt Masse setzt, bindet nur eine Fruchtrute je Rebstock.
Denken wir daran; nur gesunde Trauben liefern hochwertigen Wein. Daher ist eine gesunde und vitale Bodenstruktur im Weinberg unerlässlich und die Voraussetzung für kräftige widerstandsfähige Reben. Spätestens Ende April sollte die Fruchtbarkeit des Bodens durch eine Auflockerung des Erdreiches erfolgen. In einem aufgelockerten Boden kann das Regenwasser besser eindringen und das natürliche Bodenleben anregen und bietet vielen Nützlingen eine ideale Lebensbedingung. Die Rebe fühlt sich in einem lockeren, gut durchlüfteten und nährstoffreichen Boden am wohlsten. Der Winzer führt dem Boden Mineral und Nährstoffe zu, dass die Reben ausreichend versorgt sind. Nun tut die Natur ihr Spiel mit Mensch und Rebe und schenkt Sonne und Regen hoffentlich stets zur rechten Zeit.
Mai/Juni
Und los geht’s…Alles Neue macht der Mai! Welch ein Jubel, der Austrieb der Reben ist nun deutlich zu erkennen und so langsam geht es richtig rund im Weinberg. Erste zartgrüne Blätter sind sichtbar und die Rebblüte deutet sich an. Schon früh sieht man die Gescheine, aus denen später die Trauben heranreifen werden. Die jungen Triebe sind sehr anfällig gegenüber Krankheiten. Vor allen bei wechselhafter Witterung mit starkem Regen und hoher Luftfeuchtigkeit ist ein gezielter Pflanzenschutz zum richtigen Zeitpunkt unerlässlich. Das Motto sollte hier aber immer lauten, so wenig wie möglich, soviel wie nötig!
Das Wachstum im frühen Sommermonat Juni ist je nach Wetterlage so stark ausgeprägt, dass innerhalb von wenigen Tagen die Reben weit über Stockhöhe wachsen und bei starkem Wind drohen abzubrechen. Und so wie die Rebe wächst, wächst auch das erwünschte und teils unerwünschte Grün zwischen den Rebzeilen. Durch Mähen und Untermulchen dieser grünen Begleiter im Weinberg, kann dem Boden auf natürliche Art und Weise neue Nährstoffe zugeführt werden.
Juli/August
Ist die Blüte und die damit verbundene Selbstbefruchtung der Rebe gut verlaufen, wird man Angang Juli schon die ersten kleinen, grünen Beeren am Rebstock sehen. Jetzt beginnt die Zeit der Laubarbeiten im Weinberg, denn die kleinen grünen Blätter entwickeln sich rasch und bereiten dem Winzer mit ihrem ungestümen Wachstum viel Arbeit im Weinberg. Der Laubschnitt ist wie der Rebschnitt einer der arbeitsaufwendigsten Tätigkeiten im Weinberg und fordert so manche Überstunde und viel Geschick im Wingert ein. Die Traubenzone wird jetzt an der Nordseite von den Blättern befreit, um zu gewährleisten, dass die heranwachsenden Früchte genügend belüftet werden. Eine gute Belüftung der Trauben beugt Pilzinfektionen vor und reduziert stark die Anwendung von Spritzmitteln. An der südlich ausgerichteten Seite des Rebstockes sollen die Blätter vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen. Da der Bereich um die Trauben immer wieder von heranwachsenden Blättern zuwächst, muss diese Arbeit mehrmals wiederholt werden.
Neben dem Laubschnitt ist auch das Ausdünnen der Reben unerlässlich. Hierbei werden unterentwickelte sowie überschüssige Trauben zur Konzentrierung der Qualität entfernt. Diese sogenannte grüne Lese ist eine Vorselektion und senkt ähnlich dem Rebschnitt im Winter, die Menge der Trauben zur Herbstlese, denn im Gegenzug erhöht sich jetzt die Konzentration der Inhaltsstoffe und der Zuckergehalt in den noch verbleibenden Trauben, da alle Kraft im Rebstock auf die verbleibenden Beeren gelenkt wird. Für den Winzer ist dies der letzte Arbeitsschritt die finale Traubenentwicklung in seinem Sinne zu beeinflussen. Ende August beginnt die Reifephase der Trauben.
September/Oktober
Anfang September werden die Trauben langsam „weich“, Zucker und Aromastoffe lagern sich in den Beeren ein. Jetzt spielt die Witterung eine entscheidende Rolle und dem Winzer bleibt nur die Hoffnung auf gutes, allen voran trockenes Wetter, um gesunde Trauben mit hohem Zuckergehalt und Aromendichte im Weinherbst zu ernten. Warme Tage und kühle Nächte geben die besten Voraussetzungen für aromareiche Moste. Ende September, Anfang Oktober, circa 100 Tage nach der Rebblüte ist es dann bald so weit, die Früchte der Arbeit können gelesen werden. Hierzu sind ständige Reifekontrollen im Weinberg erforderlich, wo Zuckergehalt und PH-Wert gemessen werden, um den richtigen Zeitpunkt des Lesebeginns festzulegen. Vor der eigentlichen Hauptlese erfolgt eine konsequente mühevolle Auslese von faulen oder unreifen Trauben, ganz nach dem Motto die schlechten ins Kröpfchen die besten ins Töpfchen. Jetzt beginnt die eigentliche Lese der Früchte. Das Ernten der Tauben erfolgt meist in den sehr frühen und kühlen Morgenstunden, wobei die Trauben per Hand vom Stock geschnitten werden. Diese anstrengende Handarbeit garantiert, dass nur gesunde und reife Trauben gelesen werden. Die geernteten Früchte werden in sogenannten „Bütten“ gesammelt und dann aus dem Weinberg getragen! Diese Art der Lese ist sehr zeitaufwendig und kräftezehrend, sichert aber die schonende Behandlung der Trauben.
November/Dezember
Der goldene Oktober ist die Hauptzeit der Lese und die turbulenten Wochen des bunten Treibens im Weinberg sind nun vorüber. Die meisten Trauben sind eingeholt und liegen als gärende Moste im Keller. Vereinzelt hängen aber noch Trauben in den Weinbergen. Wozu? Viele Winzer hoffen Ende November oder Anfang Dezember auf den ersten Frosteinbruch, damit sie gefrorene Trauben für den Eiswein gewinnen können. Denn nur wenn die Temperaturen auf sieben Grad unter Null fallen, dürfen die Trauben für einen Eiswein gelesen werden. Nur wenn das Wasser in den Beeren gefriert, kann ein Eiswein seine edle Süße entfalten. In dieser Zeit des Wartens wandeln sich die Blätter der Weinstöcke in die wärmsten Farben bis sie schließlich zu Boden fallen und dort als Humus für das kommende Jahr verbleiben. Selbst wenn es dem Winzer vergönnt war, den kostbaren Eiswein vom Stock zu holen, ist die Arbeit für den Winzer noch nicht getan. Bevor sich der Frost hartnäckig in den Boden frisst, muss er das Erdreich um die Rebstöcke noch einmal auflockern. Von den zahlreichen Helfern der Weinlese, wurde der Boden „platt“ gedrückt und verfestigt. Mit dem letzten Umpflügen des Bodens, enden die Arbeiten in den Wingerten.